Dienstag, 10.07.2018, 20:00
Freitag, 13.07.2018, 20:00
Audimax, Hörsaalgebäude, Uni Marburg
Antonin Dvorak: Sinfonie Nr. 7
Bela Bartok: Violinkonzert Nr. 2
Camille Saint-Saëns: Danse Bacchanale
Manfred Ulrich Metzger, Dirigent
Dimiter Ivanov: Violine
Bartóks 2. Violinkonzert zum Semesterabschluss
Der 1. Konzertmeister des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters musizierte mit dem Studenten-Sinfonie-Orchester ein Werk, das in Marburg noch nie zu hören war. Studenten-Sinfonie-Orchester und Dimiter Ivanov spielten Bartóks 2. Violinkonzert als Marburg-Premiere.
von Michael Arndt
Marburg. Den Anfang hatte Dimiter Ivanov 2010 mit Erich Wolfgang
Korngolds einzigem Violinkonzert gemacht. Es folgte drei Jahre später
Dimitri Schostakowitschs 1. Violinkonzert. Am Dienstag musizierte der 1.
Konzertmeister des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters die
Marburger Erstaufführung von Béla Bartóks 2. Violinkonzert, das der
ungarische Meister 1937 und 1938 komponiert hat, kurz bevor er in die USA
emigrierte. Auch diesmal faszinierte Ivanov das Publikum mit seinem musikalisch erfüllten, technisch atemberaubenden Spiel, das auch die Musikerinnen und Musiker des Studenten-Sinfonie-Orchester Marburg (SSO) unter der umsichtigen Leitung von Ulrich Manfred Metzger zur Höchstleistung anspornte. Mit warmem Wohlklang widmete sich Ivanov dem vorwiegend kantablen, sich geradezu melodisch verströmenden Kopfsatz, akzentuierte
jedoch auch eindringlich den motivischen und kontrapunktischen Einfallsreichtum jener genialen Variationskunst, in die Bartók das gesamte
Konzert gekleidet hat. Violisonate ist geigerisch-knifflige Aufgabe
Mit unendlicher Zartheit „sang“ Ivanov den ganz zurückgenommenen
Mittelsatz, um sich dann mit müheloser Verve in den tänzerisch brillanten,
bisweilen gar reißerischen Finalsatz zu stürzen. Nicht nur das Publikum
feierte den Solisten, auch das SSO. Und Ivanov gab den Applaus zurück ans
Orchester, mit dem er sicht- und hörbar gern musiziert.
Bartók gönnt dem Solisten in dem knapp 40-minütigen Werk so gut wie kein
Atemholen – außer in den Pausen zwischen den drei Sätzen. Nach dieser
interpretatorischen Höchstleistung hatten die Zuhörer deshalb eigentlich
keine Zugabe erwartet. Aber Ivanov spielte dennoch eine und erwies damit Bartóks Vorbild Johann Sebastian Bach die Reverenz: Mit dem meditativen Andante aus dessen 2. Violinsonate in a-Moll stellte sich Ivanov erneut einer geigerisch kniffligen Aufgabe – angesichts der Zwei- bis Dreistimmigkeit, die das Stück durchzieht.
Begonnen hatte das SSO sein Semesterabschlusskonzert im Audimax mit
dem „Danse Bacchanale“ aus der Oper „Samson et Dalila“ von Camille Saint-
Saëns. Mit einem orientalischen Schalmeien-Solo der Oboe eher ruhig
beginnend, entwickelt sich alsbald ein ausgelassen-ekstatisches Treiben, das
die Musikerinnen und Musiker unter Metzgers antreibender Leitung glutund
lustvoll erklingen ließen. Der Dirigent hielt das SSO jedoch im sehnsuchtsvollen Mittelteil auch zu verführerisch-lyrischer Klangkultur an.
Zugabe aus dem Dschungelbuch. Nach der Pause widmete sich das SSO einem Ausnahmewerk im neunteiligen sinfonischen Schaffen Antonín Dvoráks. In keiner anderen Sinfonie gibt er sich so durchweg ernst, ja tragisch-pathetisch wie in seiner Siebten in d-Moll. Aufwühlend ließ Metzger mit seinen ihm hingebungsvoll folgenden Musikerinnen und Musikern den dramatischen, ja grimmig-düsteren Charakter der Ecksätze Klang werden. Versöhnlicher gibt sich Dvorák nur im F-Dur-Adagio, in dem sich besonders die Holzbläser des SSO, aber auch die Celli eindringlich aussingen durften, und im dezent folkloristischen Scherzo, das Metzger elegant vorüber tanzen ließ. Die vom Publikum mit Nachdruck geforderte Zugabe kam, wie beim SSO üblich, aus dem Reich des Films: Auszüge aus der „Dschungelbuch“-Musik.