Dienstag, 31.01.2017, 20:00
Samstag, 04.02.2017, 18:00
Audimax

Johannes Brahms: Sinfonie Nr. 1
Camille Saint-Saëns: Danse macabre
Martinu: Oboenkonzert

Manfred Ulrich Metzger, Dirigent
Nanako Kondo, Oboe

Erst Totentanz, dann Lebens-Hymnus

Das Programm des Semesterabschlusskonzertes im Audimax forderte einige Mitglieder des Studenten-Sinfonie-Orchesters Marburg (SSO) auch solistisch heraus.Alle wurden den hohen Ansprüchen glänzend gerecht.

von Michael Arndt

Marburg. Den Auftakt machte am Dienstag im Audimax die populärste Tondichtung des französischen Spätromantikers Camille Saint-Saëns: »Danse macabre« (1874). Der Protagonist dieses Totentanzes im morbiden Walzertakt spielt Violine in Gestalt von SSO-Konzertmeister Simon Schwarz, der auf seinem Instrument – mit von E nach Es heruntergestimmter vierter Saite – infernalische Klangwirkungen erzeugte. Und Dirigent Ulrich Manfred Metzger verdeutlichte nicht nur, welch ein feinsinniger Instrumentator im Vorgriff auf den sogenannten Impressionismus Saint-Saëns war. Er sorgte mit dem Orchester auch für mitreißend dramatische Effekte, etwa wenn auf dem ekstatischen Höhepunkt des gerade mal acht Minuten dauernden Werkes das Höllenspektakel mit dem Hahnenschrei der von David Keseberg gespielten Oboe abbricht, dem der teuflische Spielmann nur noch einen verklingenden Klagegesang folgen lässt.

In verkleinerter Besetzung, dafür mit Unterstützung des Klaviers, assistierte das SSO anschließend hingebungsvoll der Oboistin Nanako Kondo in dem so kurzen wie kurzweiligen Konzert, das der 1890 geborene tschechische Komponist Bohuslav Martinu vier Jahre vor seinem Tod (1959) im französischen Exil geschrieben hat – ein Werk, das dem Neoklassizismus des Russen Igor Strawinsky nahesteht.

Bravo-Rufe für Oboistin des Frankfurter Opernorchester

Kondo, die 1. Solo-Oboistin des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters, spielte ihren Part mit durchweg schönem, weichen und abstufungsreichen Ton – sogleich in der unbeschwerten Dur-Melodie des Kopfsatzes, aber auch in dem nachdenklich rezitierten Mittelsatz. Im rasch dahineilenden Finale bewies Kondo, zumal in den beiden Solo-Kadenzen, dass sie auch eine bravouröse Virtuosin ist, was ihr Bravo- Rufe und langanhaltenden, kräftigen Applaus einbrachte. Dafür bedankte sie sich mit einer schlichten Liedmelodie aus ihrer japanischen Heimat. Hauptwerk des Abends war die 1. Sinfonie von Johannes Brahms. Anderthalb Jahrzehnte lang hat er an ihr gearbeitet, bis er sie endlich 1876 zur Uraufführung brachte – es fiel ihm eben nicht leicht aus dem übermächtigen Schatten des Sinfonikers Ludwig van Beethoven herauszutreten. Aber wie er das dann tat, das überwältigt bei jedem Hören. So auch bei der Wiedergabe der c-Moll-Sinfonie durch das SSO. Metzger setzte gleich in

der Einleitung, die den motivischen Keim des Kopfsatzes in sich trägt, auf ein vorwärtsdrängendes Tempo, das er auch in dem konflikthaft zugespitzten,

schließlich resignativ verklingenden Hauptteil beibehielt. Im liedhaften Andante-sostenuto- Satz ließ Metzger die Streicher expressiv strömen, bevor David Keseberg mit einer poesievollen Oboen-Melodie in den Mittelteil überleitete, wo er auch weiter die Hauptrolle spielte. Im romantischen Abgesang der Coda meldete sich dann wieder Konzertmeister Simon Schwarz mit eindringlich-süßem Geigenton zu Wort. Im folgenden graziösen Allegretto überzeugten auch die übrigen SSO-Holzbläser, angeführt durch die Klarinette, mit Klangschönheit.

Opulente Zugabe: Musik aus »Der Herr der Ringe«

Einzigartig nicht nur im Schaffen von Brahms ist das monumentale Finale. Die breit angelegte Introduktion gipfelt in einer von den Musikern des SSO mit Wärme musizierten Hornmelodie, der ein feierlicher Choral in den Posaunen antwortet. Erst dann bricht sich das Gänsehaut-Hauptthema Bahn, ein Hymnus auf das Leben, den die Streicher, dann die Holzbläser wundervoll dahinströmen ließen. Auf den effektvoll inszenierten Schluss der Brahms-Sinfonie antworteten die 700 Zuhörer im Audimax mit enthusiastischem Beifall. Und erhielten eine opulente Zugabe: eine fast 15 Minuten dauernde Suite aus der Filmmusik zu »Der Herr der Ringe«, wo Konzertmeister Simon Schwarz ein drittes Mal solistisch gefordert war, aber auch zwei seiner Geigen-Kolleginnen. Diese glänzten mit zarten, aber tragfähigen Stimmen als Gesangssolistinnen.

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Das SSO wiederholt sein Semesterabschluss-

konzert am Samstag ab 18 Uhr im Audimax.